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Forschungsrichtlinien

Basis des Projektes ist eine bewusst eingeschränkte Anzahl von verbindlichen Regeln, die eine Entwicklung auf fachlicher Ebene (temporale und lokale Abgrenzung) arbeitstechnisch (Kollaboration, Benutzerpolicy, Sprachregelung), organisatorisch (projektorientiert, disloziert) und im Umgang mit den gesammelten und erarbeiteten Daten (Verwaltung, Bearbeitung, Accessability) steuert.

Temporale Eingrenzung

Dem Forschungsgegenstand wird die in der Mittelalterforschung allgemein anerkannte Epochenbegrenzung von ca. 500 bis 1500 tentativ zugrunde gelegt:1 Dabei muss bei einer inhaltlichen Argumentation diese Grenze zur Neuzeit, die gekennzeichnet ist von einem verstärkten Einfließen empirischer Ergebnisse, der Zurückweisung der scholastischen Autoritätshörigkeit und der neu entdeckten Detailtreue und Naturnähe der Pflanzenabbildungen allerdings bald weit aufgemacht werden, wirkt doch mittelalterliches Gedankengut auf vielen Ebene weit darüber hinaus. Ein Werk, das hier dennoch als epochenbegrenzend genannt werden muss, weil es diese markanten Änderungen konsequent umsetzt und damit eine neue wissenschaftliche Arbeitsweise in der Pflanzenforschung etabliert, ist das New Kreütterbuoch des Leonhard Fuchs,2 das 1543 auf sein lateinisch abgefasstes Kräuterbuch von 1542 folgte und ein Erfolg auf allen Ebenen wurde.

Noch schwieriger wird es, einen konkreten Beginn für die mittelalterliche Pflanzenforschung festzumachen, da auf inhaltlicher Ebene die Lehren und Werke einzelner antiker Schriftsteller für die mittelalterliche Beschäftigung mit Pflanzen das gesamte Mittelalter hindurch tonangebend sind und entweder über Klöster, die bedeutenden Medizinschulen wie Salerno oder Montpellier oder die Vermittlung arabischer Gelehrter und Übersetzer in den mittelalterlichen Kanon der Pflanzenliteratur einfließen. Aber neben den politischen Ereignissen, die diese Grenze definieren, ist es vor allem eine durch die Kirche bedingte Entwicklung, die gravierende Änderungen mit sich bringt: Die Klöster werden zur Drehscheibe des Wissens und der Wissenschaft, ein markanter Wandel, dessen Beginn mit der Gründung des Klosters Monte Cassino (durch Benedikt von Nursia, 529) festlegt werden kann.3 Mit dem Wiener Dioskurides, einer spätantiken pharmakologisch-zoologischen Sammelhandschrift, die heute als Cod. med. gr. 1 in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird, liegt ein schriftliches Dokument vor, das für die Pflanzenforschung ebenfalls als epochenbegrenzend bezeichnet werden kann. Aus kunsthistorischer Sicht sind die darin erhaltenen Pflanzenabbildungen charakteristische Beispiele für die spätantike botanisch-pharmazeutische Handschriftenillumination,4 die eine Detailtreue in der Darstellung bieten, die erst wieder mit den Holzschnitten in den Kräuterbüchern der Frühen Neuzeit erreicht wird.

Wie wirkt sich diese Eingrenzung nun auf die aktive Arbeit mit den Quellentexten aus? Die obligatorische und relativ eindeutige temporale Eingrenzung des Forschungsgegenstandes gegenüber der Pflanzenforschung der Frühen Neuzeit erwächst ohnehin aus dem Gegenstand selbst, wobei man aber auch hier bei Detailfragen auf jüngere botanische Werke wie die Kräuterbücher von Hieronymus Bock (1498-1554), Leonhart Fuchs (1501-1566), Otto Brunfels (1488-1534) und gegebenenfalls Tabernaemontanus (1522-1590) zurückgreifen muss, da diese neben den für den Wandel in der Pflanzenforschung typischen Elementen noch immer mittelalterliches Gedankengut transportieren und dieses entsprechend kennzeichnen oder sogar kommentieren und damit auch sekundärliterarische Informationen beinhalten. Völlig anders verhält es sich mit der älteren Literatur, den antiken Schriften zur Pflanzenkunde: Hier bedarf es einer sehr durchlässigen Grenzziehung, denn diese Werke müssen zumindest in Auszügen im Repository zur Verfügung stehen, da damit wesentliche Traditionsstränge und inhaltliche Abhängigkeiten veranschaulicht werden können. Somit muss man bei den Quellentexten, die im Repository gesammelt werden, zwischen Primärquellen – also mittelalterlicher Literatur zur Pflanzenforschung – und Sekundärquellen – also jener Literatur, die zum Verständnis der mittelalterlichen Texte beiträgt – unterscheiden. Im Repository wird die hier diskutierte Unterteilung nicht explizit getroffen, sie ergibt sich ohnehin aus den Metadaten der Texte.

Lokale Eingrenzung

Eine lokale Eingrenzung des Forschungsgegenstandes muss im Sinne einer vollständigen Bearbeitung der Thematik möglichst breit angelegt werden und weitet sich damit auf den Mittelmeerraum und West- und Zentraleuropa aus.5 Damit werden also nicht nur die europäische Literatur, sondern auch jene aus dem byzantinischen Reich und arabische Texte erfasst. Stellt diese Eingrenzung den breitest möglichen Zugang dar, so kann man für die Zeit des Mittelalters – eine Zeitspanne von immerhin 1000 Jahren – politisch und kirchenhistorisch bedingte Zentren des Wissenstransfers ausmachen: Trotz des Niedergangs des römischen Reiches bleiben zumindest im Zentrum des Reiches und vor allem an der Nordküste des Mittelmeeres Bildungs- und Forschungsstätten erhalten, deren Wissen in der Übergangszeit von der Antike zum Frühmittelalter in den christlichen Klöstern dieser Region weitertradiert wird. Die ersten Zentren einer mittelalterlichen Pflanzenforschung entstehen im frühmittelalterlichen England und in Frankreich, wo die Wissenschafts- und Bildungsreform Karls des Großen eine frühe Renaissance antiker Texte fördert. Mit den Missionierungszügen und den Klostergründungen wird dieses Wissen in Zentraleuropa verbreitet. Im Hoch- und Spätmittelalter bilden sich mit den diversen Universitätsstädten eigenständige, von der Dogmatik der kirchlichen Lehre weitgehend losgelöste Bildungsstätten heraus, von denen zumindest Salerno, Montpellier, Oxford und das Übersetzungszentrum Toledo genannt werden müssen.6

Diese lokale Zuordnung ist natürlich der breitest mögliche Ansatz, der für das gesamte Projekt allgemeine Gültigkeit hat. Für das aktuelle Bearbeitungsstadium, wie es sich als Teil dieser Dissertation präsentiert, ist der Fokus auf Zentraleuropa und hier speziell auf die deutschsprachige Literatur gerichtet, die in Form eines exemplarischen Textkorpus zur Veranschaulichung der Funktion des PPM/MPS gesammelt wird. Zudem werden in das Repository jene für die exemplarischen Detailanalysen notwendigen Texte einfließen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird in diesem Stadium keinesfalls erhoben, dies und das Einpflegen weiterer, auch fremdsprachiger Texte wird die Aufgabe zukünftiger Arbeitsschritte, Projekte und Kooperationen sein.

Interdisziplinäre Expertenhilfe: Kollaboration

„Having experts available to interpret data from their own fields of research and willing to lend their expertise to fellow researchers from other disciplines“7: Das ist ein zentrales Charakteristikum des PPM/MPS und wurde als ein Punkt in einer Liste an Projektgrundsätzen schon 2009 formuliert. Die Forderung hat bis heute nichts an Aktualität verloren! Im Gegenteil, sie hat, bedenkt man die fortschreitende Spezialisierung in der universitären Ausbildung, eher an Wertigkeit gewonnen: Wie notwendig eine derartige Regel im vorliegenden Forschungsgegenstand ist, haben schon die Forderungen diverser Forschender, wie sie in den Ausführungen zur Bedarfserhebung gesammelt sind, eindrücklich gezeigt. Vorbildwirkung für diese Direktive hatten Carole Biggams ASPNS und die im anglo-amerikanischen Bereich sehr aktive Kultur akademischer Mailing-Listen. Biggam teilt die Mitglieder ihrer Organisation in zwei Gruppen ein:

[…] the members of the Survey comprise two international teams: one of contributing authors, who research and write the word-studies, and the other of expert advisers, who work in many disciplines in the Humanities and the Sciences and are willing to answer queries from the authors.8

Dieser Zugang begründet sich in Biggams Definition ihres eigenen Forschungsgebietes, das quasi als Teil des hier diskutierten zu sehen ist. Damit kann diese Erklärung nicht nur programmatisch verstanden, sondern auch als Grundlage für das im vorliegenden Projekt angestrebte Expertennetzwerk gesehen werden. Biggam versucht das Problem über eine lose Verbindung von Wissenschaftern zu lösen: An den Pflanzenstudien arbeiten Autoren, die aktive Pflanzennamenforschung betreiben. Diese sollen von Beratern aus diversen verwandten Disziplinen unterstützt werden, die bei fachfremden Fragen beistehen und bei der Interpretation von Basisdaten helfen.9 Im Gegensatz dazu strebt das PPM/MPS eine intensivere Einbindung aller Experten an, um den Informationsaustausch, der im Falle das ASPNS nur zwischen zwei Forschenden stattfindet, zu dokumentieren und für alle Beteiligten zu öffnen, um diese wichtigen Inhalte und Einblicke damit für zukünftige Forschergenerationen zu bewahren.

Die herkömmliche Mailingliste, der aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Bereich der populären Social Media-Anwendungen und der verstärkten Nutzung von Nachrichtendiensten wie Twitter oder sozialen Netzwerken wie Facebook ein langsames Verschwinden prophezeit wurde, hat im Bereich der Wissenschaftskommunikation immer noch Bestand, im Gegenteil, sie erhält nach wie vor regen Zulauf.10 Die Gründe dafür sind einfach: Zum einen ist die Benutzung dieser Listen mithilfe eines jeden Email-Programms möglich, das einen zentralen Stellenwert in der Forschungsumgebung eines jeden Forschenden ausmacht, zum anderen erreicht man auf diesem einfachen und unkomplizierten Weg sehr schnell sehr viele Personen. Damit kann man, was wohl viel wichtiger ist, in einem geschützten, eingeschränkten und auf eine spezielle, ausgewählte Benutzergruppe zugeschnittenen Rahmen agieren. Je nach Anzahl der Mitglieder und deren Interaktionspotential, aber auch abhängig von der Ausrichtung der einzelnen Fragen erhalten Informationssuchende in Mailinglisten rasche Antworten oder zumindest Hilfestellungen bei der Problemlösung. Der Nachteil von Mailinglisten liegt abervor allem darin, dass die Kommunikation wieder nur zwischen ausgewählten Personen stattfindet, wenngleich die Informationen langfristig zumindest für die Abonnenten der Mailingliste im Archiv einer Liste zugänglich sind. Somit verbergen sich forschungsrelevante Daten im deep web und sind daher für eine Internetrecherche mit den gängigen Suchmaschinen nicht verfügbar.

Im Rahmen des PPM/MPS wird ein offener und langfristig orientierter Zugang angestrebt: Mit der Online-Plattform ist es für Benutzer möglich, ähnlich wie in einem Internetforum Fragen oder Nachrichten zu veröffentlichen und damit in fachliche Interaktion mit anderen Benutzenden zu treten. Die auf diese Weise gesammelten Informationen sind damit direkt in den Forschungsbereich integriert, werden in dessen Rahmen dauerhaft archiviert und sind bei Suchmaschinen indiziert. Das garantiert nicht nur eine lange Verfügbarkeit, sondern auch eine ausreichende Verbreitung der Forschungsdaten. Um in Bezug auf die Aktualität der Nachrichten den Standard von Mailinglisten zu erreichen, bietet die Software die Möglichkeit, über alle Aktivitäten im Rahmen dieser Anwendung mithilfe moderner Nachrichtendienste (rss, Twitter, E-Mail) informiert zu werden.

Eingrenzung des Benutzerkreises und Leistungsportfolio

Die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit im Rahmen eines Projektes kann von der Projektleitung natürlich gesteuert und gefördert werden, ist aber vor allem von der Qualifikation und den Einzelleistungen der Mitarbeiter abhängig. Können wissenschaftliche Kleinprojekte, da sie von wenigen Mitarbeitern meist an einem Ort erarbeitet werden, diese Thematik leicht durch eine entsprechende Mitarbeiterselektion steuern, müssen Projekte von der konzipierten Größe des PPM/MPS eigene Strategien entwickeln. Da in den meisten Bereichen eine dezentrale Organisationsform angestrebt wird, ist eine Auswahl jener Personen, die Schreibrechte am Datenbestand besitzen, immer kritisch. Aus diesem Grund wird diese Art des Zugangs nur Personen gewährt, die eine entsprechende wissenschaftliche Qualifikation oder entsprechende Vorarbeiten auf dem Gebiet der mittelalterlichen Pflanzenforschung nachweisen können.11 Dieser Befähigungsnachweis wird, wie in den Wissenschaften üblich, in den meisten Fällen über einschlägige Publikationen laufen, es ist aber auch möglich, über Empfehlungen oder Bürgschaft Schreibrecht zu erhalten. Letzteres ist z. B. im Fall eines Bachelor-Seminars am Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität Graz geschehen, bei dem die Lehrerenden die Verantwortung für die Datenmanipulationen der Studierenden übernommen haben, also für eine korrekte Abwicklung der Arbeiten sorgten bzw. diese nachprüften.

Im Rahmen des Internetauftritts werden die jeweiligen Qualifikationen der aktiven Nutzenden auf dafür vorgesehenen Seiten (Benutzenden-Portfolio) im Sinne eines Performance Record offengelegt: Die hier dargestellten Informationen umfassen Leistungen, die von Benutzenden projektextern im Bereich der Pflanzenforschung oder für einen anderen thematisch verwandten Bereich erbracht wurden und geben außerdem einen Überblick über alle Beiträge, die für das PPM/MPS geleistet wurden. Damit werden mehrere Ziele erreicht: Zum einen ist es möglich, die Plattform mithilfe dieser Informationen nach außen hin zu positionieren, zum anderen dienen sie als Basisinformation, indem sie das Expertenwissen der einzelnen Forschenden für die interdisziplinäre Expertenhilfe skizzieren. Zudem kann an den laufenden Aufzeichnungen die Einzelleistung jedes Benutzers während seiner Arbeit am Portal abgelesen werden. Um die Daten für die Darstellung dieses Leistungsportfolios zu generieren, werden die einzelnen Aktionen auf der Plattform und die Dateninteraktionen jedes Benutzers aufgezeichnet. Die dabei veränderten Daten werden außerdem mit einer digitalen Signatur des Benutzers versehen, sodass nicht nur die Veränderung der Daten, sondern auch die Leistungen eines jeden einzelnen Mitarbeiters minutiös nachgewiesen werden können. Diese Art der Dokumentation mag repressiv erscheinen, aber allein im Sinne der allgemeinen Datensicherheit muss auf diese Weise agiert werden. Darüber hinaus werden im universitären Bereich laufend Leistungsnachweise gefordert, die hier softwareseitig erstellt und nach Bedarf weiterverarbeitet werden können.

Sprachkonvention

Wissenschaftssprache ist eine Variante der Standardsprache, die bewusst gewählt wird oder sich ausbildet, um einerseits eine möglichst präzise wissenschaftliche Dokumentation zu gewährleisten und andererseits um eine barrierefreie Kommunikation in einem (meist internationalen) wissenschaftlichen Umfeld zu ermöglichen. Dabei ist es aber nicht zwingend notwendig, für diese beiden Anwendungsbereiche ein und dieselbe Sprache zu verwenden: Die Erarbeitung wissenschaftlicher Erkenntnisse gelingt den Forschenden in der Muttersprache am mühelosesten,12 für die internationale Kommunikation in Form von Rezeption und Publikation von Forschungsleistungen nimmt in den meisten Disziplinen Englisch die Position einer lingua franca ein. Nur nationale Sprach-, Kunst- und Kulturwissenschaften bilden hier (noch) eine Ausnahme. Mit dieser Sprachwahl kann zweifellos der größtmögliche Rezipierendenkreis erreicht werden.13

Da es generell problematisch und ein emotional aufgeladenes Thema ist, eine übergeordnete Forschungssprache für eine bestimmte Disziplin zu bestimmen,14 bedarf es schlagender Argumente für diese Entscheidung. Für die Pflanzenforschung ergeben sich diese zwingend aus der Interdisziplinarität des Forschungsbereiches und aus der festgelegten lokalen Eingrenzung, die verschiedene Sprachräume umfasst. Im europäischen Mittelalter war zuerst Latein die überregional vorherrschende Sprache für diese Thematik, im ausgehenden Mittelalter bereichern zunehmend volkssprachliche Arbeiten den Textkanon. Im Sinne einer modernen und umfassenden Erforschung ist es daher naheliegend, Englisch als allgemeine Arbeitssprache für das PPM/MPS festzulegen. Damit ist gewährleistet, dass die Forschungsergebnisse allen Benutzenden zugänglich sind. Der heterogene Charakter des Forschungsgebietes, der unter anderem aus einer Vielzahl an Quellentexten in diversen historischen Volkssprachen resultiert, macht aber auch die Forschung in Nationalsprachen notwendig. Dabei obliegt es in den einzelnen Klein-Forschungsbereichen dem Ermessen eines jeden einzelnen Forschenden, die Arbeitssprache für das jeweilige Forschungsprojekt festzulegen. Eine umfassende Dokumentation der akkumulierten Daten und die Präsentation der Ergebnisse im Rahmen des PPM/MPS muss aber wieder in Englisch erfolgen. Der Einsatz nationaler Alltagssprache ist vor allem dann notwendig, wenn eine Dokumentation science to public erfolgen soll, da für diesen Zweck allein schon die nationalen Wissenschaftssprachen eine Sprachbarriere darstellen.15

Diese Sprachkonvention wird auch im Bereich der Online-Software durchgängig eingehalten. Die Rahmenstruktur des Portals ist, um damit verbundene Zugangsschranken aufzuheben, durchgehend mehrsprachig – zur Zeit: Deutsch (und Englisch)16 – abrufbar. Organisatorische Informationen und sehr viele Daten, die zentral von Graz aus eingegeben und gewartet werden, sind ebenfalls mehrsprachig vorhanden. Eine Übersetzung dieses Bereiches in weitere Sprachen ist je nach Nationalität der Mitarbeitenden vorgesehen und softwareseitig ohne Weiteres möglich.

Organisation

Das PPM/MPS ist als eine sehr umfangreiche Langzeitforschungsplattform konzipiert, weshalb es mir naheliegend erscheint, eine möglichst dezentralisierte Organisationsstruktur zu wählen. Dabei muss aufgrund des großen Forschungsbereichs vor allem darauf geachtet werden, dass die Organisation der fachspezifischen Arbeiten dezentralisiert ablaufen muss, d.h. kleine Projektgruppen oder Einzelpersonen arbeiten zeit- und ortsunabhängig neben- und /oder hintereinander. Das Portal selbst kann nur Wissensspeicher und vor allem Katalysator für eine Reihe verschiedener Einzelleistungen sein! Diese Festlegung kommt dem geisteswissenschaftlichen Forschungs- und Arbeitsablauf, der primär auf Einzelleistungen hin ausgerichtet ist, entgegen. Mit der Aufteilung nach individuellen Kompetenzen wird auch die Verantwortung für die Eingabe und Pflege der Daten dezentral verteilt. Das gemeinsame Ziel der Erforschung der mittelalterlichen Pflanzen soll also dadurch erreicht werden, dass Einzelforschungsleistungen, die entweder individuelle Forschungsergebnisse oder die Erträge von Forschungsprojekten sind, mit der Zeit durch eine semantische Vernetzung der Daten ein großes Gesamtbild ergeben: „collaboration should function on a freelance basis with independent funding, including private contributions as well as publicly funded research.“17 Da sich Forscher in heutigen Arbeitsumgebungen durch Leistungsbilanzen definieren müssen, werden diese Einzelleistungen mithilfe maschineller Aufzeichnungen immer den entsprechenden Bearbeitenden zugewiesen.

Wie dieses Modell in der Praxis funktionieren kann, soll am Beispiel der Pflanzenmonografie als zentrales Produkt der Arbeit am PPM/MPS erläutert werden: Für die Durchführung zeichnet immer jene Person (oder Personengruppe) verantwortlich, welche die Erarbeitung einer Monografie am Portal initiiert hat. Je nach Datenbestand zur Pflanze in der Datenbank kann auf unterschiedlich viel Quellenmaterial zurückgegriffen werden, bzw. dieses muss im Zuge der Arbeit ergänzt werden. Jedem Projektverantwortlichen obliegt nun die Organisation der Datenbearbeitung, das Hinzuziehen von Experten, die Koordination der Zusammenarbeit und von allfälligen Peer-Review-Prozessen und schließlich die Endkontrolle der Monografie, die dann u. a. im Rahmen des Portals publiziert wird. Insgesamt stellt das einen methodisch neuen Zugang dar, der sich in seiner Art an modernen Social-Media-Anwendungen mit frei interagierenden Teilnehmenden orientiert.

Im Gegensatz dazu muss die technische Entwicklung des Portals zentral organisiert werden, damit die innere Konsistenz der Software bzw. ihrer einzelnen Elemente und das Datenbankdesign einheitlich bleiben. Das schließt eine Erweiterung der Software um weitere Komponenten, die gegebenenfalls von anderen Projektpartnern benötigt werden, selbstverständlich nicht aus, und erlaubt es diesen natürlich auch, die dafür notwendigen technischen Arbeiten selbstständig durchzuführen – sofern die Änderungen mit dem technischen Leiter des Projektes abgesprochen sind. Um Kooperationspartnern einen Vollzugriff auf Software und Daten zu gewährleisten, werden diese mit Kopien der Software und regelmäßigen vollständigen Datenbanksicherungen versorgt: „Major research partners will get fully functioning copies of the online software as well as periodic database dumps.“17

Datensammlung und -verwaltung

Belegstellen für die Nennung oder Abbildung von mittelalterlichen Pflanzen kommen in den unterschiedlichsten Quellen vor, die mehr oder weniger gut erschlossen und mehr oder weniger gut zugänglich sind. Eine sinnvolle Charakterisierung einer Pflanze kann nur dann durchgeführt werden, wenn für deren Bearbeitung alle bekannten Belegstellen berücksichtigt werden können. Aus diesem Grund war und ist es unumgänglich, Belegstellensammlungen anzulegen. Bis dato sind solche Forschungsprimärdaten als Arbeitsmaterial allenfalls nur auszugsweise als direkte Quellentextzitate in Aufsätze oder Monografien eingeflossen, um danach als Altdatenbestand unbenutzt liegen zu bleiben oder gar vergessen oder verworfen zu werden.

Mit dem PPM/MPS soll dieser Praktik, die es notwendig macht, wiederholt die gleichen Quellen zu recherchieren und die gleichen Inhalte zu erarbeiten,19 entgegengewirkt werden: Quellen- und Forschungstexte müssen unter umfassender Referenzierung für eine rasche Verfügbarkeit und zur Nachnutzung zentral archiviert werden. Es ist möglich, intensiv mit diesen Texten zu arbeiten, sie in Relation zu einander zu setzen und sie auch um die Ergebnisse der laufenden Forschungsarbeit anzureichern. Das Repository des Portals ist offen für relevante Quellenbelege, die darin unter den unterschiedlichsten Gesichtspunkten beschlagwortet und miteinander vernetzt werden; zusätzlich können Textgruppen auch in thematische Kleinkorpora zusammengefasst werden. Die Datensammlung wissenschaftlicher Primär- und Sekundärliteratur, die aus den Ergebnissen der aktuellen Digitalisierungswellen schöpfen kann, wird sukzessive auf- und ausgebaut, um in Zukunft einen umfassenden Überblick über die Quellenlage zu einer Einzelpflanze bieten zu können. Die elektronische Verspeicherung der Quellentexte in ihrer historischen Sprachstufe bietet viele weitere Vorteile, die neben der Anreicherung um Metadaten über die Vernetzung mit der internen Literaturdatenbank oder die Paralleldarstellung der Übersetzung in verschiedenen Sprachvarianten bis hin zu einer Auszeichnung der Texte in z. B. XML-Syntax reichen. Damit stehen diese Texte nicht nur für die Arbeit am Portal, sondern für eine allgemeine Be- und Weiterverarbeitung durch Dritte im Sinne einer optimalen Nachnutzung zur Verfügung.

Datenauswahl

Enzyklopädische Arbeit baut in einem ersten Schritt immer auf der Sammlungen von entsprechenden Quellendaten auf. Sprachwissenschafter konzentrieren sich dabei z. B. auf lexikografische oder grammatische Aspekte,20 Historiker z. B. auf soziologische, politische oder wirtschaftliche Fakten21 und Forscher, die an einer speziellen kulturhistorischen Thematik arbeiten, adaptieren ihr Textkorpus genau für diese Zwecke: Für das Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen wurde ein Textkorpus zusammengestellt, das es ermöglicht, für einzelne Bedeutungen eine repräsentative Anzahl von Belegstellen bereitzustellen und das den gesamten für die Zahlenallegorese relevanten Zeitrahmen abdeckt; gleichzeitig dienten diese Texte auch als Quellenmaterial für das Schwesterprojekt, das Handbuch der Farbenbedeutungen im Mittelalter.22 Die Textsammlung Digitales Mittelhochdeutsches Textarchiv ist als „Referenzkorpus zur deutschen Sprach- und Literaturgeschichte von den Anfängen bis 1900“23 angelegt und ist ebenfalls auf multiple Benutzung ausgelegt: Vordergründig sollen hier in Anlehnung an das Vorhaben des Referenzkorpus Althochdeutsch in Deutsch Diachron Digital24 qualitativ hochwertige und entsprechend aufbereitete Texte auf modernem Stand der Technik im Internet zur allgemeinen Verfügung gestellt werden,25 zusätzlich sind die Texte Quellen für die Belegstellen im elektronischen Online-Wörterbuch des Mittelhochdeutschen26 und bieten in diesem Rahmen über ein herkömmliches Wörterbuch hinausgehende Quellenbelege im entsprechenden Kontext. Ein weiteres Projekt, in dem aktuell an einem linguistisch nutzbaren Korpus gearbeitet wird, ist das Deutsche Textarchiv, das es sich zum Ziel gesetzt hat, ein umfassendes Textkorpus für das Neuhochdeutsche zusammenzustellen. Dabei wurde Wert darauf gelegt, mit den sorgfältig ausgewählten Texten und Textsorten möglichst viele unterschiedliche Disziplinen gleichmäßig zu bedienen, damit für die rund 1300 retrodigitalisierten und in XML ausgezeichneten Texte eine umfassende, Disziplinen übergreifende Nachnutzbarkeit besteht.27 Was diesen drei Beispielen gemein ist, sind eine nach strengen Richtlinien durchgeführte Textauswahl und der Gedanke, diese Quellentexte so aufzubereiten, dass sie auch von anderen Unternehmungen gewinnbringend genutzt werden können.

Dem Text-Repository des PPM/MPS liegen ähnliche Überlegungen zugrunde, wenngleich andere Maßstäbe angelegt werden müssen: Eine Textauswahl für eine umfassende kulturgeschichtliche Dokumentation und die Erarbeitung von möglichst weitgesteckten Pflanzencharakteristiken zu treffen, ist m. E. inhaltlich weder schlüssig begründbar noch zielführend, da es für diese für das Projekt relevante Art der kulturhistorischen Information keine allgemeingültigen historischen ‚Leittexte‛ gibt,28 sondern die für die Thematik relevanten Fakten erst bei der Auswertung verschiedener Texte aus unterschiedlichen Textsorten und -gattungen gewonnen werden müssen: Minnesänger29 vermitteln in ihren Texten genauso kulturhistorisch relevante Informationen, wie es bei Sachprosatexten30 der Fall ist, in vielen Fällen stützen und ergänzen einander diese Informationen, wie z. B. die beiden Beispiele zur Saubohne belegen. Oft sind es nur wenig überlieferte Einzeltexte oder einzelne Abbildungen, die Passagen oder Darstellungen enthalten, welche Forschenden den entscheidenden Hinweis auf eine Veränderung in der allgemeinen kulturellen Wahrnehmung einer Pflanze geben.31 Die Konsequenz daraus ist, dass eine umfassende Sammlung und Dokumentation der Quellenbelege stattfinden muss! Schon Peter Seidensticker hält fest, dass es, um einen guten Überblick über die Überlieferungstraditionen zu erhalten, notwendig ist, „möglichst viele mittelalterliche und frühneuzeitliche Quellen aufzusuchen und die verschiedenen Autoren zu vergleichen.“[fn. Vgl. Peter Seidensticker: Ein Manko der Germanistik. Rezension von Petra Lehrnbecher, Engelswurz und Teufelsdreck. In: Ders.: Pflanzennamen: Überlieferung - Forschungsprobleme - Studien. Stuttgart: Steiner 1999. (= Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Beihefte. 102.) S. 71.] Natürlich kann man die Aufbereitung der Texte steuern, indem man leicht verfügbare oder kulturell sehr aufgeladene Texte32 in einer ersten Bearbeitungsphase einbringt, letztendlich ist aber eine umfassende Textsammlung unumgänglich.

Nach modernen Gesichtspunkten aufbereitet33 und zur Verfügung gestellt, kann diese zweifellos als großer Mehrwert dieses Projektes gewertet werden. Die damit geschaffene, sehr breite Basis an Primär- und Sekundärdaten gewährleistet nicht nur, dass daraus neues Wissen generiert werden kann, indem z. B. Informationen in der Datenbank verknüpft und in entsprechenden Relationsübersichten dargestellt oder anderweitig ausgewertet werden, sondern auch, dass diese Daten es möglich machen, Forschungsergebnisse anhand des Datenstockes zu veranschaulichen und, wenn das nötig sein sollte, laufend zu überprüfen. Diese Vorgehensweise ermöglicht es außerdem, die Textsammlung polyfunktional auszurichten, was einen zusätzlichen Mehrwert bringt: Das übergeordnete Thema, von dem ausgehend Quellenbelege gesammelt werden, sind die Pflanzen des Mittelalters. Wegen der zu erwartenden großen Menge an Belegtexten und den verschiedenen mit dem Thema verquickten Disziplinen scheint es sinnvoll, eine Möglichkeit zu schaffen, die Belege in kleineren Einheiten zusammenzufassen. Das soll über Subkorpora geschehen, die im Datenverbund über die Pflanzenthematik verknüpft sind, aber zusätzlich als eigenständiges Korpus genutzt und nach individuellen Bedürfnissen beschlagwortet und abgefragt werden können: Aktuell kann im PPM/MPS auf das Corpus Regiminum duodecim Mensium, das von Johanna Maria van Winter zur Verfügung gestellt und in Kooperation mit ihr eingepflegt wurde, und auf das Korpus der mittelalterlichen Kochrezepttexte zugegriffen werden. Die Quellentexte zur exemplarischen Monografie wurden in das Korpus antike Kräuterliteratur bzw. das Korpus mittelalterliche Kräuterliteratur eingegliedert.

2.3.9 Datenerfassung und Datenbestand 
Würde man diese umfassende Recherche, Sammlung und Dokumentation obligatorisch an den Anfang der Erforschung der mittelalterlichen Pflanzen stellen, wäre noch für sehr lange Zeit nicht mit der Ausarbeitung von monografischen Pflanzenportraits zu rechnen. Der arbeitstechnische Zugang im Rahmen des PPM/MPS sieht daher eine auf das Datenmodell34 (vgl. Abb. 2) abgestimmte gestaffelte oder auch einzelprojektorientierte Eingabe der unterschiedlichen Daten vor: Im Zentrum des Forschungsinteresses und damit im Zentrum des dem Projekt zugrundeliegenden Datenmodells stehen jene Pflanzen, die in der mittelalterlichen Lebenswelt bekannt sind und über Pflanzennamen mehr oder weniger genau35 identifiziert und chronologisch verortet werden können. Diese Namen sind in nach Sprachen und Sprachstufen systematisierten Indices gesammelt und wurden schon in einer sehr frühen Phase des Projektes eingepflegt. Damit ist das Fundament für die weitere Sammlung von Quellendaten bereitet. Parallel dazu existiert ein stetig auszubauendes Textkorpus, das aus Quellenbelegen – Volltexten sowie Textausschnitten – besteht, die mit den Pflanzennamen in direkte Relation gesetzt sind. Namen wie auch historische Quellen werden mit erweiterten Metadaten angereichert, um die Datenbasis für komplexe Rechercheabfragen zu liefern. Die Texte sind zusätzlich mit der projektinternen Handschriften- und Literaturdatenbank verknüpft, um eine durchgehende wissenschaftliche Referenzierung gewährleisten zu können.

Ausgangspunkt für die Datensammlung sind also die (historischen) Pflanzennamen, die als individuelle Bedeutungsträger den jeweiligen Forschungsgegenstand benennen, sie bilden ein Grundgerüst an Information, mit dem alle weiteren Daten in Relation gesetzt werden. Pflanzennamen werden im Datenbanksystem über ihre Sprache bzw. Sprachstufe verortet und in Pflanzennamenindices zusammengefasst. Diese erlauben es z. B. anhand automatisch generierter Wortlisten, den Pflanzennamenbestand für einzelne Sprachstufen aufzulisten. Zurzeit sind in der Datenbank folgende Indices angelegt: botanische Pflanzennamen (735 Einträge), pharmazeutische Drogenbezeichnungen (98 Einträge), Neuhochdeutsch (1576 Einträge) mit Varianten, Frühneuhochdeutsch (421 Einträge) mit Schreibvarianten, Mittelhochdeutsch (1421 Einträge) mit Schreibvarianten, Althochdeutsch (1415 Einträge) mit Schreibvarianten, Mittelniederdeutsch  (102 Einträge), Mittelniederländisch (108 Einträge) mit Schreibvarianten, Modernes Englisch (1231 Einträge) mit Varianten, Altenglisch (1402 Einträge) mit Schreibvarianten und mittellateinische Pflanzennamen, die auf britischen Quellen (2407 Einträge) und deutschen Quellen (874 Einträge) basieren und Latein (16).[fn. Für eine detaillierte Beschreibung vgl. Kap. 3.2. Die entsprechenden Pflanzennamenindices (mit Stand Oktober 2014) finden sich ebenfalls in diesem Kapitel.]

Historische Quellen sind als authentische Bedeutungsträger unser Fenster in die Vergangenheit und stehen daher für die kulturhistorische Auswertung im Zentrum des Interesses.36 Forschungsrelevante Primärquellen sind Texte, Bilder, Realien und archäologische Daten, die pflanzenbezogene Informationen transportieren. Dem gegenüber steht die historische und aktuelle Forschungsliteratur, die mit den entsprechenden Interpretationen und Analysen der Primärquellen den aktuellen Stand der Forschung repräsentiert.37 Alle diese Belege können nur über elektronische Repräsentanten in die Datenbank aufgenommen werden. Der Weg vom historischen Original bis zum Abbild in der Datenbank führt in vielen Fällen über mehrere Bearbeitungsstufen: Texte durchlaufen einen Editionsprozess, in dem während unterschiedlicher Reduktionsschritte Informationen bewusst verändert werden und dabei verloren gehen können,38 Bilder und Realien müssen digitalisiert werden und werden dabei meist aus ihrem Überlieferungskontext gerissen. Archäologische Daten werden oft nur in ausgewerteter Form oder bereits interpretiert publiziert.

Allein aus Gründen der Überprüfbarkeit und Transparenz wird daher bei der Eingabe von Primärquellen, die für die Datenbank des PPM/MPS neu erarbeitet werden,39 auf einer ‚ad-fontes-Datenstruktur‛ aufgebaut: Neben der herkömmlichen bibliografischen Referenzierung der Belege in jenen Werken (Edition, Bildband etc.), welche die Quellen der Wissenschaft zugänglich machen, ist es notwendig, für die einzelnen Quellenbelege alle relevanten Information für eine Verortung in den entsprechenden Handschriften oder Drucken zu erheben. Aus Gründen der bibliografischen Referenzierbarkeit der Texte sind alle Quellenbelege zusätzlich mit den entsprechenden Einträgen der dem Repository angeschlossenen Literatur- und Handschriftendatenbank verknüpft und über die individuelle Rezeptnummer referenziert.

Die explizite Unterscheidung zwischen Literaturdatenbank, die ausschließlich gedruckte Werke führt, und dem Handschriftenverzeichnis ergibt sich einerseits aus den unterschiedlichen Beschreibungsdaten und aus der logischen Hierarchie realer Abhängigkeiten: Ein historischer Quellentext muss bis zu einer gewissen Zeitstufe immer mit einer handschriftlichen Überlieferung assoziiert werden, eine gedruckte Edition z. B. ist eine moderne Bearbeitung dieser historischen, handschriftlich überlieferten Quelle. Gedruckte historische Texte werden dieser Definition entsprechend der Literaturdatenbank zugeordnet. Die damit konsequent verfolgte Trennung von Handschriften und Druckwerken bietet eine bessere Übersichtlichkeit und ermöglicht es damit zusätzlich, dass für die unterschiedlichen Datensätze andere Metadaten erhoben werden: Aufgezeichnet werden dabei möglichst vollständig alle bibliografisch relevanten Daten.

 

Fußnoten:

  1. Vgl. z. B. Hartmut Boockmann: Einführung in die Geschichte des Mittelalters. 5., durches. Aufl. mit 25 Abb. auf 16 Tafeln. München: Beck 1992. (=Beck Studium.) S. 13-18. und Ernst Pitz: Middle Ages. 3. Classification – Chronological. In: Lexikon des Mittelalters & International Encyclopaedia for the Middle Ages. Brepols Database. Zuletzt aktualisiert: 24.02.2013.
  2. Hieronymus Bock veröffentlichte sein Neu Kreutter Buch zwar einige Jahre früher (1539) und bringt mehr Neuerungen auf morphologischer Ebene, aber eine bebilderte Ausgabe wurde erst 1546 gedruckt.
  3. Vgl. Rudolf Schmitz: Geschichte der Pharmazie. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Eschborn: Govi 1998, S. 294.
  4. Vgl. Der Wiener Dioskurides. Bd. 1: Folios 1 – 243. Hrsg. v. Otto Mazal. Graz: ADEVA 1998. (=Glanzlichter der Buchkunst. 8,1.) S. 29f.
  5. Vgl. Otto Brunner: Middle Ages. 2. Classification – Geographical. In: Lexikon des Mittelalters & International Encyclopaedia for the Middle Ages. Brepols Database. Zuletzt aktualisiert: 24.02.2013.
  6. Vgl. z. B. David Lindberg: Die Anfänge des abendländischen Wissens. Übers. v. Bettina Obrecht. München: dtv 2000. (= dtv. 30752.) Kap. 7 u. 9.
  7. Helmut W. Klug, Roman Weinberger: Modding Medievalists: Designing a Web-based Portal for the Medieval Plant Survey / Portal der Pflanzen des Mittelalters (MPS/ PPM). In: Herbs and Healers from the Ancient Mediterranean through Medieval West. Essays in Honor of John M. Riddle. Hrsg. v. Anne Van Arsdall u. Timothy Graham. Burlington: Ashgate 2012. (= Medicine in the Medieval Mediterranean.) S. 341.
  8. Carole Biggam: Anglo-Saxon Plant-Names Survey. (ASPNS). (12.12.2013).
  9. Beispiele wie eine Zusammenarbeit im Rahmen des ASPNS funktioniert, sind Fn. 53 und 54 in Carole P. Biggam: The ‘aespe’ Tree in Anglo Saxon England. In: From Earth to Art. The Many Aspects of the Plant-World in Anglo-Saxon England. Proceedings of the First ASPNS Symposium, University of Glasgow, 5-7 April 2000. Hrsg. v. Carole Biggam. Amsterdam – New York: Rodopi 2003. (= Costerus Essays in English and American Language and Literature. N.S. 148.) S. 219 und S. 220.
  10. Vgl. Jeff Young: Change or Die: Scholarly E-Mail Lists, Once Vibrant, Fight for Relevance. In: The Chronicle of Higher Education. Erstellt am 25.06.2009. (30.08.2013).
  11. Bei der Vorstellung des Projektkonzeptes im Rahmen des Kochbuchworkshop II in Salzburg im November 2012 ist unter anderem die Einbindung von interessierten Laien diskutiert worden, was den aktiven Benutzerkreis zwar enorm erweitern, aber in weitaus größerem Umfang die nachträgliche Kontrolle des Datenbestandes erforderlich machen würde. Aus Gründen der Datensicherheit und -konsistenz halte ich eine derartige Ausweitung ohne ein ständiges Redaktionsteam für nicht zielführend.
  12. Vgl. Ulrich Ammon: Ist Deutsch noch internationale Wissenschaftssprache? Englisch auch für die Lehre an den deutschsprachigen Hochschulen. Berlin, New York: de Gruyter 1998, S. 276-278.
  13. Vgl. Ammon, Wissenschaftssprache, S. 212-220 und Ulrich Ammon: Deutsch als Wissenschaftssprache: Wie lange noch? In: English in Academia: Catalyst or Barrier? Hrsg. v. Claus Gnutzmann. Tübingen: Narr 2008, S. 36.
  14. Vgl. Claus Gnutzmann, Miriam Bruns: English in Academia – Catalyst or Barrier? Zur Einführung in eine kontroverse Diskussion. In: English in Academia: Catalyst or Barrier? Hrsg. v. Claus Gnutzmann. Tübingen: Narr 2008, S. 14-15.
  15. Vgl. Ammon, Wissenschaftssprache, S. 273-276.
  16. Die Daten für eine zweisprachige Präsentation sind bereits vorhanden, allerdings muss dafür noch die Software angepasst werden, was aber gegenüber anderen notwendigen Änderungen und Erweiterungen nur geringen Stellenwert hat.
  17. Klug; Weinberger, Modding, S. 342.
  18. Klug; Weinberger, Modding, S. 342.
  19. Diese Praxis des wiederholten Erarbeitens historischer Quellen ist prinzipiell nicht abzulehnen, da verschiedene Forscher unterschiedliche Blickwinkel und Fragestellungen anwenden. Sie wird im Rahmen des PPM/MPS allerdings wesentlich erleichtert, da die Quellen zentral gesammelt sind und zusätzlich Forschungsnotizen gespeichert werden können.
  20. Vgl. z. B. Christa Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch: Lexik aus Dichtung und Fachliteratur des Frühneuhochdeutschen. Tübingen: Niemeyer 1996. (= Studienbuch.) S. IX.
  21. Vgl. z. B. Susanne Fritsch: Das Refektorium im Jahreskreis: Norm und Praxis des Essens in Klöstern des 14. Jahrhunderts. Wien, München: Oldenbourg 2008. (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. 50.) Vorwort von Karl Brunner und S. 13-15. – Anne Schulz: Essen und Trinken im Mittelalter (1000-1300). Literarische, kunsthistorische und archäologische Quellen. Berlin; Boston: de Gruyter 2011. (= Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände. 74.) S. 21-25.
  22. Heinz Meyer, Rudolf Suntrup: Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen. München: Fink 1987. (= Münstersche Mittelalter-Schriften. 56.) S. XI-XII.
  23. Digitales Mittelhochdeutsches Textarchiv. Zuletzt geändert 22.11.2004. (03.09.2013). Die Arbeiten an dieser Textdatenbank scheinen aber seit Nov. 2004 zu ruhen. Vgl. auch die Projektbeschreibung von Ute Recker-Hamm: Das Digitale Mittelhochdeutsche Textarchiv. In: Materialität in der Editionswissenschaft. Hrsg. v. Martin Schubert. Berlin: De Gruyter 2010. (= Beihefte zu Editio. 32.) S. 311-15.
  24. Deutsch Diachron Digital. Referenzkorpus Althochdeutsch. Zuletzt geändert 05.03.2012. (03.09.2013).
  25. Vgl. Recker-Hamm, Textarchiv, S. 313.
  26. Vgl. Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Zuletzt geändert 20.08.2010. (03.09.2013).
  27. Vgl. Projektüberblick. In: Deutsches Textarchiv. Zuletzt geändert 30.04.2013. (03.09.2013) und Dokumentation. In: Deutsches Textarchiv. Zuletzt geändert 30.04.2013. (03.09.2013).
  28. Würde man z. B. nur medizinische oder allegorische Daten zu den historischen Pflanzen sammeln, stellte sich die Situation natürlich anders dar, denn für diese Thematik gibt es selbstverständlich Leittexte, auf die man sich konzentrieren kann: So könnte man eine bestimmte Überlieferungstradition medizinischer Texte, wie den Bartholomäus (vgl. Walter L. Wardale: Der Hochdeutsche Bartholomäus. Kritisch-kommentierter Text eines mittelalterlichen Arzneibuches auf Grund der Londoner Handschriften Brit. Mus. Add. 16,892, Brit. Mus. Arundel 164, Brit. Mus. Add. 17,527, Brit. Mus. Add. 34,304. (Dundee): Follan 1993.), in den Mittelpunkt rücken, oder sich ganz auf Isidor von Sevilla und der Rezeption seiner Etymologien (vgl. The Etymologies of Isidore of Seville. Translated, with introduction and notes. Hrsg. v. Stephen A. Barney (u. a.) Cambridge: Cambridge Univ. Press 2011, Buch XVII.) beschränken.
  29. Vgl. Walther von der Vogelweide L 17,25 (‚Bohnenspruch‛ und dazu: Melitta Weiss Adamson: Das Image(problem) der Bohne in der Antike und im Mittelalter. In: Der achthundertjährige Pelzrock. Walther von der Vogelweide – Wolfger von Erla – Zeiselmauer. Vorträge gehalten am Walther-Symposion der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vom 24. bis 27. September 2003 in Zeiselmauer (Niederösterreich). Hrsg. v. Helmut Birkhan. Unter Mitwirkung von Ann Cotten. Wien: Verlag der Österreichischen Akademien der Wissenschaften 2005. (= Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 721.) S. 545-59.), welcher der Forschung bis heute Rätsel aufgibt:
    Waz êren hât frô Bône,
    daz man von ir singen sol,
    si rehtiu vastenkiuwe!
    si ist vor und nâch der nône
    fûl und ist der wibel vol,
    wan êrst in der niuwe.
    Ein halm ist creftec unde guot,
    waz er uns allen liebes tuot!
    er fröit vil manigem sînen muot,
    wie danne umbe sînen sâmen?
    von grase wirdet halm ze strô
    er machet manic herze frô,
    er ist guot nider unde hô.
    frowe Bône, set liberâ nos â mâlô, âmen.
    (Walther von der Vogelweide: Leich, Lieder, Sangsprüche. Hrsg. v. Thomas Bein. 15., veränderte und um Fassungsed. erw. Aufl. der Ausg. Karl Lachmanns. Aufgrund der 14., von Christoph Cormeau bearb. Ausg. neu hrsg., mit Erschließungshilfen und textkritischen Komm. versehen. Edition der Melodien von Horst Brunner. Berlin (u.a.): de Gruyter 2013. (=de Gruyter Texte.))
  30. Konrad von Megenberg fasst das Wissen seiner Zeit zur Bohne folgendermaßen zusammen:
    Fabe haizent pon. die lazzent sich niht schier chochen in dem magen, und wenn si gruon sint, so habent si vil voberfluzzichait, sam Platearius spricht. Die grozzen und die weizzen sint die pesten, die die wuerm niht durch loechert habent, die ze latein gurguliones haizent, daz sint sâmenwürm.
    wenn man die pon chocht und niht ruert ob dem feur noch weget, sô plaent si minner wan sunst, und der pon rint plaent mer wan ir mel. (…)
    (Robert Luff, Georg Steer: Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. Kritischer Text nach den Handschriften. Tübingen: Niemeyer 2003. (=Texte und Textgeschichte. 54.) Kap. V.39)
  31. Vgl. Anne Van Arsdall, Helmut W. Klug, Paul Blanz: The Mandrake Plant and Its Legend: A New Perspective. In: Old Names – New Growth: Proceedings of the 2nd ASPNS Conference, University of Graz, 6-10 June 2007, and Related Essays. Hrsg. v. Peter Bierbaumer u. Helmut W. Klug. Frankfurt am Main (u.a.): Lang 2009, S. 319-325.
  32. Das sind z. B. Kochrezepttexte.
  33. Die Minimalanforderung ist vorerst ein maschinell verarbeitbarer Text. Weitere Parameter können verschiedene Stufen der Annotierung, der elektronischen Aufbereitung und der Verfügbarmachung sein.
  34. Dieses wurde in Form eines Posters erstmals am 24.11.2011 im Rahmen der Tagung Digitalen Bibliothek: Metadaten und Vokabularien (Graz, 24-25.11.2011) präsentiert. (01.12.2014).
  35. Die Pflanzennamen des Deutschen sind – wie alle volkssprachlichen Bezeichnungen für Pflanzen – höchst ambig: So kann zum Beispiel ein normsprachlicher Name heteronym auf unterschiedliche Pflanzen verweisen, oder aber ein Gewächs wird in der Hochsprache mit mehreren, synonymen Namen bezeichnet. Erweitert man diese Verknüpfung von Name und Objekt um die Dimension historischer Sprachvarianten, potenziert sich der Namensfundus für eine Pflanze sehr stark, da eine eindeutige Identifizierung von Pflanzennamen in den historischen Sprachstufen nicht immer möglich ist, und oft mehrere Namen eine Pflanze bezeichnen können. Aus der Überlieferungslage geht dabei nicht immer klar hervor, wie historisch gefestigt eine derartige Namenszuweisung ist.
  36. Vgl. Thomas Bein: Die Multimedia-Edition und ihre Folgen. Zum Verhältnis von Literaturgeschichtsschreibung, Literaturtheorie und aktueller Editionspraxis in der germanistischen Mediävistik. In: editio 24 (2010), S. 70.
  37. Auf eine Stufe zwischen die gegensätzlichen Pole Primärquelle und Forschungsergebnis könnte man z. B. die Rohdaten archäologischer und archäobotanischer Untersuchungen stellen.
  38. Vgl. dazu für die vorliegende Arbeit die detaillierte Analyse zum Korpus der mittelalterlichen Kochrezepttexte: Helmut W. Klug: Editionen als fächerübergreifende Grundlage für datenbankbasierte Forschung. Ein Praxisbericht. In: Internationalität und Interdisziplinarität der Editionswissenschaft. Hrsg. v. Michael Stolz u. Yen-Chun Chen. Berlin, New York: De Gruyter 2014. (= Beihefte zu Editio. 38.). Diese Eingriffe sind natürlich meist wohl überlegt und dokumentiert; sie orientieren sich dabei u. a. an zeitaktuellen Editionsströmungen oder medienbedingten Vorgaben bzw. Einschränkungen: vgl. dazu auch Wernfried Hofmeister: Beim Vorwort genommen. Historisch-kritischer Blick auf explizite Nutzwert-Reflexionen in Vorworten und sonstigen Selbsterläuterungen altgermanistischer Textausgaben auf Basis eines Grazer editionswissenschaftlichen Seminars. In: Editio 28 (2014), S. 68-81.
  39. Die Erhebung dieser Metadaten obliegt immer denjenigen, die für die einzelnen Korpora verantwortlich zeichnen: Obligatorisch ist eine wissenschaftlich ausreichende Referenzierbarkeit der Daten! Eine Aufnahme von inhaltlich sehr relevanten Sammlungen wie z.B. dem Corpus Regiminum duodecim Mensium, bei dessen Erstellung diese doppelte Referenzierung nicht durchgängig erhoben wurde, darf nicht an den hier beschriebenen organisatorischen Vorgaben scheitern, da inhaltliche Aspekte die Vollständigkeit der bibliografischen Metadaten in ihrer Priorität immer überwiegen.

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Zitierempfehlung:
Forschungsrichtlinien (ID: 200843). In: Portal der Pflanzen des Mittelalters / Medieval Plant Survey. Redaktion: Helmut W. Klug. Technische Leitung: Roman Weinberger. 2009-2024. Url: http://medieval-plants.org/mps-daten/forschungsrichtlinien/ (15.11.2024).